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Gifhorner Rundschau vom 30.05.2009

 

 

Es lief kalt und heiß über die Haut

Interview mit VfL-Veteranen Plagge, Winter und Kullig -

Eintracht-Fans sollen Wolfsburgs Erfolg anerkennen

ISENBÜTTEL. Der VfL-Wolfsburg ist Deutscher Fußballmeister. Und einen kleinen Anteil daran haben auch drei Ex-Wölfe aus der Samtgemeinde Isenbüttel. Redakteur Reiner Silberstein sprach mit Frank Plagge, Dieter Winter und Markus Kullig.

Meine Herren, wo waren Sie vergangenen Samstag? Und was ging in Ihnen vor?
 
Plagge: Ich war im Stadion und auf der Meile. Mir lief es kalt und heiß den Rücken runter. Hut ab! Wir haben ja auch einen kleinen Teil dazu beigetragen, damals mit dem Aufstieg in die Bundesliga.
Winter: Als ich sah, wie die Meisterschale nach oben ging, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Es ist sensationell, was da in zehn Jahren passiert ist. Dem Magath muss man ein Denkmal setzen. Er hat alles richtig gemacht. Wenn mir das jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, den hätte ich für bekloppt gehalten ...
Kullig: ... noch im Winter! Die vielen Fahnen an den Autos, Kinder mit grünen Trikots, das hat es früher nicht gegeben.
 
Aber wurden bei Ihnen nicht trotzdem Erinnerungen an 1992 und 1997 wach?
 
Winter: Das kann man nicht vergleichen. Damals war alles noch sehr amateurhaft, heute ist es professionell. Da liegen Welten dazwischen.
Plagge: So eine Euphorie, einen Autokorso und eine geile Zeit hatten wir auch, aber natürlich nicht 100000 Fans.
 
Und, liegt die Deutsche Meisterschaft nur im vielen Geld begründet, wie böse Zungen behaupten?
 
Winter: Geld macht keine Mannschaft, die muss man formen. Und das hat Magath gut hinbekommen. Er hatte lauter Spieler, die sich unglaublich entwickelt haben - Schäfer und Gentner, Dzeko und Grafite, das sind Raketen.
Plagge: Das Geld gehört dazu, der Markt gibt das her. Aber Magath hat davon eine gute Mischung gekauft.
 
Die bösen Zungen wohnen vornehmlich in Braunschweig - sind Sie mit ihrer doppelten Laufbahn nicht hin- und hergerissen, Herr Plagge?
 
Plagge: Ich drücke den Braunschweigern die Daumen, dass es wieder vorwärts geht. Aber für die Eintrachtler ist jetzt der letzte Triumph gegenüber den Wolfsburgern weg. Früher hieß es: "Wir waren schon einmal Meister, ihr nicht." Das ist nicht mehr.
Winter: Und dann der Streit über die Berichte in der Zeitung. Wenn der VfL Deutscher Meister wird, soll man dann über die Regionalliga schreiben? Nein, da gibt es doch kein Wenn und Aber.
 
Aber die Braunschweiger sagen, sie haben mehr Tradition.
 
Plagge: Tradition, was ist das schon? Damit kann man sich nichts kaufen. Erfolge müssen her!
Winter: Tradition ist, wenn man lange im Geschäft ist. Das heißt, wir können das auch bald sagen.
Kullig: Ich war neun Jahre weg. ich finde, man kann jetzt schon etwas davon sehen. Die Fans des Aufstiegs sind jetzt doch auch schon zehn Jahre älter.
 
Apropos Fans ...
 
Plagge: Die Vereine selbst haben kein Problem miteinander, kennen keinen Neid oder Hass. Aber die Fans von Eintracht müssen jetzt einfach mal anerkennen, dass gerade die Wölfe oben sind.
Kullig: Nun, Eintracht könnte aber auch Spieler in Wolfsburg ausleihen, aber da passiert auch nichts.
Winter: Trotzdem, Rivalität herrscht nicht zwischen Braunschweig und Wolfsburg, sondern eher zwischen Braunschweig und Hannover.
Plagge: Ja, und hier brennt sie auf kleiner Flamme. In Spanien werden Schweineköpfe geworfen!
 
Zurück zum Rindsleder. Was meinen Sie, wo steht der VfL in fünf Jahren?
 
Winter: Er wird sich in der Bundesliga halten. Der Verein ist gewachsen, ist professioneller geworden.
Kullig: Entscheidend ist, dass die Mannschaft erst einmal zusammenbleibt.
Plagge: Das Potenzial ist da. Und die Wolfsburger haben das Glück, dass der gesamte VW-Vorstand fußballbegeistert ist. Und man sieht an der Meisterschaft: Im Fußball ist alles möglich, das ist ja das Schöne.
 

Markus Kullig, Dieter Winter und Frank Plagge (von links) lesen in der Rundschau zur Meisterschaft.  Foto: Silberstein